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Till The End Lifetime Dokumentation

1925

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Geburt von Maria Pingera, meiner Mutter

1925 – Geburt von Maria Pingera

1925 – Geburt von Maria Pinggera

Maria Pinggera wurde im Januar 1925 in Sulden, Südtirol geboren. Sie entstammte der traditionsreichen Bergführerfamilie Pinggera, die in der Ortlerregion über Generationen hinweg eine herausragende Rolle im Alpinismus spielte. Ihre Herkunft lag in einer Landschaft, die von Schneegipfeln, katholischer Frömmigkeit und kulturellem Spannungsfeld geprägt war – deutschsprachig, aber seit wenigen Jahren unter italienischer Verwaltung.

Später lebte Maria Pinggera in München. Nach ihrer Heirat trug sie den Namen Maria Rohm, benannt nach ihrem zweiten Ehemann. In München wurde sie zur Mutter, Zeitzeugin und stillen Trägerin jener Werte, die sich nicht durch öffentliche Rollen, sondern durch Haltung, Fürsorge und Arbeit manifestierten.


Zeitlicher Kontext – Europa und Südtirol im Jahr 1925

  • Politik & Gesellschaft:
    1925 war ein Jahr des politischen Umbruchs. In Deutschland wurde Paul von Hindenburg Reichspräsident. Die NSDAP formierte sich nach Hitlers Haftentlassung neu. Die Verträge von Locarno sollten den europäischen Frieden sichern – ein Versuch, die Nachkriegsordnung zu stabilisieren.
  • Südtirol:
    Die Region befand sich unter dem Einfluss der faschistischen Italianisierungspolitik. Deutsche Sprache und Kultur wurden gezielt zurückgedrängt. In dieser Atmosphäre wuchs Maria Pinggera auf – zwischen sprachlicher Verdrängung und regionaler Verwurzelung.
  • Religion:
    Das katholische Frauenbild der Zeit prägte das Leben in Südtirol stark – mit traditionellen Rollen, aber auch starken sozialen Netzwerken durch Kirche und Gemeindeleben.

Beruflicher Lebensweg – Arbeit und Haltung

Maria Pinggera arbeitete während und nach dem Zweiten Weltkrieg als Stenotypistin und Sekretärin bei BMW im Norden Münchens. Sie fuhr täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit – selbst in den letzten Kriegstagen. Dort wurde sie damit beauftragt, vertrauliche Unterlagen zu verbrennen, da ihre Vorgesetzten bereits untergetaucht waren.

Diese Tätigkeit stand im Zusammenhang mit der gezielten Aktenvernichtung, wie sie in vielen Unternehmen zur Verschleierung von NS-Verstrickungen praktiziert wurde. Sie sprach später davon, wie der Krieg nicht nur das Außen zerstörte, sondern auch das Innen: den Glauben an Ordnung, an Verlässlichkeit, an Menschlichkeit.


Erzählte Erinnerungen – Zeitzeugenschaft im Kleinen

Zwei prägende Erinnerungen hat Maria Pinggera ihrem Sohn weitergegeben:

  1. Eine Szene vor dem BMW-Werk:
    Ein ausgehungerter KZ-Häftling, der seinen Kopf in einen Suppentopf steckte, wurde vor ihren Augen von einem Aufseher erschlagen.
  2. Das „Drückeberger-Gasserl“ in München:
    Ein schmaler Weg hinter der Feldherrnhalle, der es ermöglichte, dem Hitlergruß zu entgehen. Maria erzählte davon mit einer Mischung aus Respekt und stiller Bitterkeit – als Sinnbild für menschliches Maß und individuelle Gewissensentscheidungen in dunklen Zeiten.

Die alpine Herkunft – Sulden, Ortler und die Familie Pinggera

Die Familie Pinggera war eng mit dem Bergdorf Sulden verbunden. Mehrere Gräber am dortigen Friedhof zeugen von einer Linie hoch angesehener Bergführer.

Luis Trenker, selbst aus Südtirol stammend, erwähnte in seinen Schriften mehrfach die Pinggeras als alpine Vorbilder – Männer, die das Gelände kannten, bevor Karten es taten.

Maria trug diese Herkunft nicht als Pose – sondern als Haltung: geerdet, leise, klar.

Verbindung zu Halmatzadeh Abdulgafir:
In den frühen Münchner Nachkriegsjahren begegnete Maria dem Mann, der aus einem vollkommen anderen Teil der Welt stammte: Halmatzadeh Abdulgafir, ein Flüchtling aus Tadschikistan, geprägt vom Islam, Flucht und aristokratischer Herkunft. Ihre Verbindung war intensiv, widersprüchlich – und der Beginn einer neuen Linie.
Mehr über Halmatzadeh Abdulgafir erfährst du hier → 1916 – Halmatzadeh Abdulgafir, Ursprung des Kingdom of Khan

Quellen und weiterführende Links


Bilderliste für „1925 – Maria Pinggera“

Verwendete Bilder und Quellenhinweise

1. Sulden, 1920er Jahre
https://www.heimatsammlung.de/images/italien/stilfs-01.jpg
Quelle: heimatsammlung.de (vermutlich Public Domain)
Verwendung: Für Abschnitt „Herkunft und Landschaft“


2. BMW-Werk München 1945
https://www.spiegel.de/fotostrecke/bmw-100-jahre-bmw-fotostrecke-135058-8.html
Quelle: Spiegel Online (redaktionelle Nutzung, ggf. Quelle vermerken)
Verwendung: Für Abschnitt „BMW & Aktenvernichtung“


3. Alpinfreuden in Südtirol
https://www.flickr.com/photos/hansmichaeltappen/37609358152/
Quelle: Flickr Commons – CC BY-NC-ND 2.0, Hans Michael Tappen
Verwendung: Für Abschnitt „Familie Pinggera / Ortlergruppe“


4. BMW Rüstungsproduktion 1943
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/images/6/67/Hoff-45954.jpg
Quelle: Historisches Lexikon Bayern
Verwendung: Optional – Kontext BMW im Krieg


5. Ortlergruppe Südtirol
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ortler_from_Trafoi.jpg
Quelle: Wikimedia Commons – CC BY-SA 3.0
Verwendung: Für Abschnitt „Bergwelt / alpine Herkunft“

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